16.08.22

Wer war Martin Gauger?

Martin Gauger (* 4. August 1905 in Wuppertal-Elberfeld – † 14. Juli 1941 in Pirna-Sonnenstein ermordet) ist der einzige namentlich bekannte Jurist, der es 1934 ablehnte, den verbindlich vorgeschriebenen Eid auf Adolf Hitler zu leisten. Er schied daraufhin aus dem Dienst bei der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach aus. Status und Karriere waren für Martin Gauger nicht das entscheidende. Für ihn kam es nicht in Frage, jemandem zu ‚dienen‘, der „an kein Recht und kein Gesetz gebunden ist“ und Willkür und Rechtsbrüche rechtfertigt.

Zunächst ohne Arbeit wird Gauger Mitte 1935 Justitiar bei der Rechtsabteilung der Vorläufigen Kirchenleitung in Berlin, später (ab März 1936) leitender Jurist beim „Lutherrat“ in Berlin. Eine wesentliche Aufgabe für Gauger war der Einsatz für Verfolgte so z.B. die Befreiung Lübecker Pastoren der Bekennenden Kirche aus dem Konzentrationslager. Der Einsatz für die verfolgten jüdischen Mitbürger hatte auch einen persönlichen, traurigen Grund: Er verhalf seiner jüdischen Mitarbeiterin und Freundin und deren Schwester zur Flucht nach Großbritannien.

Als er aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigerte (April 1940), machte er zunächst verzweifelt einen Suizidversuch. Mit Hilfe seines Bruders wollte er Deutschland verlassen, wurde auf der Flucht gefangen genommen, und zunächst in das Gefängnis in Düsseldorf überstellt. Nach über einem Jahr wurde Martin Gauger in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt und wenige Wochen später, im Juli 1941, in der Gaskammer der „Euthanasie“-Anstalt „Sonnenstein“ in „Sonnenstein“ in Pirna ermordet.

Vergeblich hatte sich Gaugers Mutter um ein Gerichtsverfahren bemüht, um für ihn Zeit zu gewinnen und den Händen der Gestapo zu entziehen. Auch ihre Bitte an die Landesbischöfe Meiser und Wurm, sich für Martin Gauger einzusetzen, hatte keinen Erfolg. Schon im Juni 1940 nach Kenntnis über die Kriegsdienstverweigerung Gaugers hatte die Bayerische Landeskirche (sein Arbeitgeber) das Dienstverhältnis sofort aufgelöst. Ein möglicher kirchlicher Schutz war somit nicht gegeben und die Landesbischöfe entzogen sich weiterer Stellungnahme. Im Jahr 2006 hat die Vereinte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands zum ersten Mal seit dem 25. April 1940 ihr Bedauern über das Versagen der Kirche gegenüber Martin Gauger ausgesprochen.

Martin Gauger war schon in Studienzeiten und der gemeinsamen Arbeit im ‚Boberhaus' mit den produktiven Arbeitstagungen mit Helmuth James v. Moltke, Carl-Dietrich v. Trotha, Adolf Reichwein, Harald Poelchau (Gefängnispfarrer in Berlin) u.a. befreundet und in Diskussion. Sie waren entschiedene Gegner des Nationalsozialismus und bereiteten – später im sog. Kreisauer Kreis – eine kommende politische und rechtliche Neuordnung vor.